26.05.2022
Die Startaufstellung fürs 24-Stundenrennen steht erst am Freitagabend gegen 20 Uhr. Dann endet das Top-Qualifying – in dem sich die schnellsten GT3-Fahrer in einer Art Einzelzeitfahren messen. Die Autos gehen mit einem zeitlichen Versatz einzeln auf die Strecke – damit sich keiner im Verkehr festfahren und hinterher klagen kann, er hätte keine freie Runde finden können, sondern sei auf seinem besten Anlauf von einem langsameren Vordermann aufgehalten worden.
Das Top-Qualifying folgt einer strengen Choreographie: Für das finale zweite Einzelzeitfahren um die Poleposition und die besten Startplätze sind nur die schnellsten Teams der Saison im Pro- und im Pro-Am-Lager zugelassen. Die Qualifikation erfolgt nach einem komplexen Procedere, das aber eigentlich auf einer ganz einfachen Regel beruht: Die Schnellsten Teams der Vorläufe in der Nürburgring-Langstreckenserie und bei den zwei Qualifikationsrennen schaffen den Direkteinzug ins Top-Qualifying 2.
Alle weiteren GT3-Teams müssen sich im ersten Top-Qualifying, das am Freitag direkt vor dem entscheidenden Zeitfahren ausgetragen wird, um die verbleibenden Plätze balgen. 15 Teams haben es bei diesem Verfahren in diesem Jahr bereits ins entscheidende Top-Qualifying 2 geschafft. Weitere 21 dürfen es im Top-Qualifying 1 versuchen.
Für die entscheidende Zeitenjagd sind nach den NLS- und Qualirennen nur noch vier Startplätze überhaupt zu vergeben. Unter den 21 Teams, die sich über Q1 fürs ausschlaggebende Q2 qualifizieren müssen, sind einige namhafte Teilnehmer – etwa ein BMW von Rowe Racing, dem Siegerteam von vor zwei Jahren, beide Schnabl-Porsche 911, zwei von drei Phoenix-Audi R8, ein Walkenhorst- und ein Schubert-BMW, ein Haupt-Mercedes und beide Dinamic- sowie der einzige KCMG-Porsche.
Wer es nicht in Q2 schafft, startet zwar immer noch in der ersten Startgruppe. Von denen gibt es nämlich drei, die am Sonnabend um 16 Uhr gestaffelt auf die Reise geschickt werden – wegen des großen Starterfeldes von knapp 200 Autos ist das nicht anders möglich. Die langsamsten Autos der dritten Gruppe werden im Rennen schon nach der zweiten Runde von den schnellsten GT3-Fahrern überrundet werden.
Der Einzug in Q2 und ein Startplatz möglichst weit vorn ist für die Renndramaturgie aber vorentscheidend. Denn nur wer vorn mitschwimmen kann, wird nicht von den unweigerlich kommenden Code 60-Stellen – also verkehrsberuhigte Zonen an Unfallstellen – auf dem falschen Fuß erwischt und vom Verfolgerfeld abgeklemmt. Es gilt die Faustformel: Wer ein Mal mehr als eine Minute Rückstand auf den Führenden gefangen hat, der hat keine Siegchance mehr. Obwohl das Rennen 24 Stunden dauert.
Das Top-Qualifiying 2 am Freitagabend zur Prime Time ist also derart wichtig, dass schon das vorgeschaltete TQ1 mit seinen vier Fahrkarten für TQ2 zu einem Thriller wird.