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21.09.2023

Comeback von Vettel?


Vielleicht liegt es ja nur an der Sehnsucht. Wie sonst sollten sich plötzlich all’ jene Spekulationen erklären, dass Sebastian Vettel in die Formel 1 zurückkehren könnte? Einen realistischen Anlass dafür gibt es nicht. Aber da die Königsklasse derzeit in einem Würgegriff der Überlegenheit von Max Verstappen steckt und es gleichzeitig keine nennenswerte deutsche Präsenz gibt, erhalten Wunschvorstellungen plötzlich ganz neue Nahrung. Und dann kommt sogar etwas so Abwegiges wie ein Sebastian-Vettel-Comeback dabei raus.

Zumal der ehemalige Vierfache gerade erst Demofahrten im Rahmen der Nürburgring-Nordschleifenserie NLS mit einem Formel 1-Weltmeisterwagen auf der Nordschleife absolviert und sich jetzt, in Japan, mit einer Bienenhotelaktion an der Strecke auch im Fahrerlager wieder blicken lässt.

Fehlt Vettel der Formel 1? Oder fehlt die Formel 1 Vettel? Alle Rennfahrer, die nicht freiwillig aus der Szene ausgeschieden sind, plagten nach kurzer Zeit eine innere Unruhe. Michael Schumacher hat sich deswegen ebenso zu einem verunglückten Comeback hinreißen lassen wie Nigel Mansell oder Sébastien Loeb und Sébastien Ogier in der Rallye-WM. Solche Rückkehren gehen nur in den seltensten Fällen gut: bei Alain Prost und Ayrton Senna etwa, oder auch bei Fernando Alonso.

Die drei eint eine Eigenschaft, die Vettel nicht hat – weswegen man Vettel nur dringend von einem Comeback abraten kann. Sie sind nicht auf eine Fahrweise und eine Technik festgelegt – sondern versatil genug, sich anpassen zu können, wenn die Entwicklung der Formel 1 einen anderen Umgang mit den Wagen verlangt.

Senna steht als plakatives Beispiel dafür: Als er mit der Formel 1 begann, waren die ersten Turbomotoren gerade im Kommen. Schwer zu fahren, weil die Lader immer erst ein gehöriges Weilchen brauchten, um sich aufzuspulen und demzufolge ihre Leistung erst mit Verzögerung, dann aber um so brachialer freizusetzen. Man musste seinerzeit vorausschauend schon vor den Scheitelpunkten der Kurven Gas geben, damit jemand zuhause war, wenn der Motor zum Beschleunigen lostoben sollten.

Senna entwickelte daraufhin seinen ganz eigenen Fahrstil: Er gab Gas und bremste gleichzeitig, stieg dabei immer wieder auf beide Pedale, ließ sie los, drückte sie wieder und so weiter. So brachte der den Lader zum Drehen und verzögerte das Auto auf eine möglichst beruhigende, gesetzte Art.

Als die erste Turbotechnik Ende der Achtziger verboten wurde, war mit dieser Fahrweise nichts mehr zu gewinnen. Denn Saugmotoren legen ein ganz anderes Ansprechverhalten an den Tag. Doch Senna schaffte es, seinen Fahrstil derart umzustellen, dass er in der Saugerära zum Hauptdarsteller wurde.

Viele Experten halten Senna für den besten Fahrer aller Zeiten. Ein Vergleich, der hinkt wie Käpt’n Ahab. Denn Juan Manuel Fangio musste mit seinen brachialen Rennwagen von anno dazumal ganz anders arbeiten und fahren als Senna in den wilden Achtzigern und frühen Neunzigern – und Verstappen heutzutage. Und wie gut Prost wirklich war, wird auch stets davon kaschiert, dass er immer völlig unauffällig fuhr. Wer dem Franzosen mit der Hakennase nur zuguckte, musste immer glauben, der sei völlig langsam unterwegs, weil weder er noch sein Auto großartige Bewegungen an den Tag legten – und doch war er Senna ein ebenbürtiger Gegner.

Also: Solche epochenübergreifenden Vergleiche kann man vergessen. Aber der Trend bleibt: Wer sich und seine Fahrweise an die technischen Veränderungen anpassen kann, ist ein ganz Großer – und kann auch ein Comeback schaffen.

Genau das kann Vettel aber nicht. Der Heppenheimer braucht viel Grip an der Hinterachse, um sich voll aufs Heck des Autos stützen zu können. Deswegen waren alle Red Bull auch auf eine ganz besondere Art und Weise auf ihn maßgeschneidert. Und als eine bestimmte Technik, der angeblasene Diffusor, nicht mehr statthaft war, war Vettel als direkte Folge dessen auch nicht mehr schnell genug. Weder bei Red Bull noch bei Ferrari und erst recht nicht bei seiner überhasteten Flucht zu Aston Martin.

Dort ist er zwar nicht freiwillig gegangen, sondern – genau wie Michael Schumacher Jahre zuvor bei Ferrari – in den Rücktritt hineinkomplimentiert worden. Aber dass ausgerechnet sein Nachfolger Alonso ein gelungenes Comeback hinlegt, sagt alles: Der Iberer hat sich schon in der Formel 1 als wandlungsfähig gezeigt, dann beim Indy 500, den 24 Stunden von Daytona und Le Mans sowie sogar bei der Rallye Dakar seinen Horizont immer mehr erweitert. Deswegen ist seine Rückkehr geglückt.

Vettel mag daraus schlussfolgern: Wenn Alonso ein Comeback schafft, dann könne ihm das auch gelingen. Doch das wäre ein Trugschluss.


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