29.01.2019
Es ist schon zu einer kleinen Tradition geworden. Im Vorfeld der 24 Stunden von Daytona gibt es alljährlich ein gemeinsames Abendessen in der Küstenkleinstadt Floridas, bei dem Earl Bamber und ich uns über die Rallye Dakar austauschen. Denn der Neuseeländer weiß, wie eng ich von Berufs wegen die Marathonrallye verfolge – und er selbst beobachtet den australischen Landsmann Toby Price über dessen Instagram-Account erste Reihe Mitte.
Price hat sich bei KTM-intern den Spitznamen „das Tier aus Australien“ verdient, weil er trotz Kahnbeinbruch weitergefahren ist – und die Rallye gewonnen hat. Bamber hat das zwar mitbekommen, aber nicht allen Details, etwa mit was für einer Schiene Price am Gaspedal gefahren ist. Und dass Matthias Walkner sich ein Sprunggelenk gebrochen hat und trotzdem noch Vierter geworden ist, war dem Kiwi ebenfalls entgangen. Dafür hat er aber den schweren Sturz von Pablo Quintanilla auf der letzten Etappe genau gesehen.
Und als er von Walkners Verletzung hört, entfährt es ihm spontan: „They are something else“ – die seien schon ganz was Besonderes, diese Motorradfahrer.
Bamber ist kein eindimensional auf seine Disziplin versteifter Rennfahrer. Im vergangenen Jahr bestritt er neben den IMSA-Rennen in der GTE-Klasse noch die Langstreckenläufe der Aussie V8-Supercar-Serie. Parallel dazu rüstete er sein eigenes Porsche-Team so weit auf, dass die Mannschaft dieses Jahr zwei 91 GT3-R bei den 12 Stunden von Bathurst einsetzen wird – die am kommenden Wochenende stattfinden.
Bamber hat sich dazu einen Riesensatz Ausrüstung aus Europa kommen lassen. Stolz wischt er auf seinem Smartfon Fotos von den ganzen Container herbei, die gerade in Sydney eingeschifft worden seien. Sein jüngerer Bruder Will hilft tatkräftig mit, denn während Bamber am anderen der Welt Rennen fährt, muss ja irgendwer in der Heimat die Fäden ziehen.
Auch für dieses Jahr hat Earl Bamber schon wieder spektakuläre Pläne. Er möchte zu gerne bei einem Rennen der US-amerikanischen Supertruck-Serie mitmischen, hat auch schon ein entsprechendes Angebot für das Spektakel, das aussieht wie Rallycross mit Riesen-Pickup-Prototypen auf überdimensionalen Erd- und Schotterrundkursen sowie gewaltigen Sprungkuppen. „Da kommen 50.000 Zuschauer zu den Rennen, und so ein Truck kostet 400.000 Dollar“, schwärmt Bamber. „Denn das sind Eigenbauten mit NASCAR-Motoren.“
Bevor er den Start zusagen kann, muss der Neuseeländer erst seinen Terminkalender sichten – und seine Arbeitgeber Porsche um Erlaubnis und Freigabe bitten. Doch Porsche ist in solchen Dingen deutlich entspannter als die meisten anderen Hersteller. Wie überhaupt in den meisten Lebenslagen im Motorsport.
Deswegen kann Bamber auch seinen heimlichen Traum schon mal rauslassen, hingehaucht, nachdem er auf dem Smartfon wieder zum Account von Toby Price zurückgewischt hat: „Ich würde zu gern eines Tages mal selbst die Dakar fahren. Das muss gigantisch sein.“
Wie gigantisch Bambers heimliche Motorradhelden sich gesundheitlich geplagt haben, ist erst nach der Rallye offenbar geworden. In unserem neuen Podcast, der unter PITCAST, dann Racing Round-Up, parat steht, erfahrt Ihr aus erster Hand, wie es den Recken von KTM und Husqvarna geht – hört und staunt, was die harten Hunde alles erdulden.