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18.08.2022

Odysee


Es war schon nach Mitternacht, als Norick Blödorn und Vater Guido die Pläne fürs Wochenende über den Haufen werfen mussten. Am sehr späten Freitagabend nach dem zweiten Lauf zum German Speedway Masters in Teterow wollten die Norddeutschen im Hotel gerade ins Bett – da wurde der 18-Jährige nach Cardiff bestellt, als Nachrücker ins Feld des U21-Grand Prix von Großbritannien.

Eigentlich hätte Blödorn am Tag nach dem GSM-Rennen von Teterow, wo er hinter Kai Huckenbeck Zweiter wurde, für den MSC Brokstedt beim Bundesligafinale im benachbarten Stralsund fahren sollen – und sich dann auf die knapp 1.000 Kilometer lange Fahrt ins polnische Krosno machen müssen. Dort, im Karpatenvorland, hätte das polnische Ligamatch zwischen Krosno und dem AC Landshut angestanden.

Das war eigentlich für den Freitag vor dem GSM-Rennen in Teterow angesetzt gewesen, fiel dann aber wegen eines Gewitterstarkregens kurzfristig aus – sodass Blödorn, Huckenbeck und Valentin Grobauer über Nacht unverrichteter Dinge aus den Karpaten in die Mecklenburgische Schweiz fahren mussten.

Die kurzfristige Einbestellung des Flintbekers nach Cardiff sofortiges Umplanen nötig. „Wir müssten zuerst mal gucken, wie wir überhaupt da rüberkommen“, erinnert sich Norick Blödorn. „Die Flüge waren alle so blöd, dass wir uns entschieden haben, lieber mit dem Auto zu fahren.“

In der Tat scheint Nordwestdeutschland an England oder Wales nur bescheiden angebunden: Der Däne Nikolai Klindt etwa, der beim German Speedway Masters in Teterow fuhr, musste von seinem englischen Wohnort aus nach Posen fliegen, weil er keine brauchbare Verbindung nach Berlin mehr bekommen hatte.

Während Blödorn sich mit Wagen und Fähre nach England aufmachte, setzte er hinter den Kulissen seine Logistik in Marsch: Startet er in der englischen Liga für die Belle Vue Aces aus Manchester, dann wohnt er bei Robert Kessler – einem ehemaligen Ligaprofi, der lange für die Sheffield Tigers fuhr und auch nach seiner Laufbahn in einem Vorort der Stahlstadt wohnen blieb. Bei Kessler stehen auch jene Maschinen von Blödorn, die mit Halblitermotoren von Tuner Peter Johns für den Englandbetrieb ausgerüstet sind – während er in Teterow auf ein Aggregat seines deutschen Tuners Joachim Kugelmann vertraute.

Kessler setzte sich mit dem Johns-Fuhrpark in Marsch nach Cardiff. Dort war am Samstagabend, also einen Tag nach dem GSM-Rennen in Teterow und einen Abend vor dem SGP2 der U21 mit Blödorn, der eigentliche Große Preis von Großbritannien über die Bühne gegangen – auf einer Bahn, die an einigen Stellen ziemlich aufbrach, extreme Rillen entwickelte und auch vom Bahndienst nicht wieder glattgebügelt werden konnte.

Auch der SGP2 litt tags drauf unter der schlechten Bahn. „Wir haben schon beim Trackwalk gesehen, dass der Belag nicht bindet – weil so viele große Steine drin sind. Prompt haben sich dann auch in unserem Rennen wieder mehrere Rillen gebildet – obwohl die Veranstalter sogar alle zwei statt nur alle vier Rennen einen Bahndienst gefahren haben“, erinnert sich Blödorn.

Der Schleswig-Holsteiner startete mit zwei zweiten Plätzen, ließ dann einen Laufsieg folgen – und kam zum Ende der Vorrunde mit einem dritten Platz auf insgesamt acht Punkte. Und das, obwohl er im letzten Heat sogar noch stürzte und sich an einer Schulter verletzte. „Eigenverschulden“, knurrte er. „Ich habe in der ersten Kurve eine Rille falsch eingeschätzt.“

Damit hätte Blödorn – dessen Onkel mütterlicherseits das Achtzigerjahretoptalent Tommy Dunker ist – sich für eines der beiden Halbfinals qualifiziert. Doch wegen der brüchigen Bahn wurde der SGP2 nach den Vorläufen abgebrochen, Blödorn erhielt die Punkte für den achten Rang. „Es wäre natürlich spannend gewesen zu sehen, was im Halbfinale noch gegangen wäre“, bilanziert er. „Aber insgesamt kann ich mit dem Verlauf des Rennens ziemlich zufrieden sein.“


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