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03.01.2020

Dicke Dinger


Die Lkw-Wertung der Rallye Dakar liegt uns in der Redaktion der Zeitschrift PITWALK immer besonders am Herzen. Deswegen haben wir auch jetzt schon wieder eine große Hintergrundgeschichte über den innovativsten Teilnehmer der Dakar 2020 vorbereitet – den hybridisierten Truck von Gert Huizink, einem großen Müllverwertungsunternehmer aus den Niederlanden.

Der Lkw ist ganz neu, soll zum ersten Mal ausgetestet werden – und deswegen ist es auch egal, sondern sogar gewünscht, dass Huizink nicht die Grundschnelligkeit eines Sieganwärters mitbringt: Der Hybrid soll Kilometer schrubben und Erfahrungen sowie Datenstämme anhäufen. Mehr zur Technik lest Ihr dann im Februarheft der Zeitschrift PITWALK. Denn da steckt so viel drin, dass es den Rahmen eines Blogs sprengen würde, da genau drauf einzugehen. Und auch in den Podcasts der Daily Dakar-Reihe geht die Zeit für die weitschweifenden Erklärungen aus.

Zum Glück haben wir ja ein crossmediales Pressehaus mit digitalen und printmedialen Möglichkeiten, sodass sich die Internetseite und die Zeitschrift optimal gegenseitig ergänzen können. Das greift im Fall des Hybrid-Trucks für die Dakar bestens verzahnt ineinander.

Andere Neuigkeiten müssen dagegen sofort raus. Denn in der Lkw-Wertung hat sich seit der letzten Dakar wieder enorm viel getan. Und alle Vorzeichen sprechen dafür, dass die Dickschiffe der Wüste uns auch dieses Jahr wieder eine gewaltige Schlacht im tiefen Sand bieten werden.

Kamaz etwa hat inzwischen seine ganze Flotte auf Automatikgetriebe umgerüstet – nachdem die Russen bis zuletzt an einer gesplitteten Taktik festgehalten hatten, mit zwei Schaltern mit 16-Ganggetrieben und zwei Automatik-Lkw. Die Blaue Brigade aus Tatarstan ist auch dieses Jahr wieder Favorit, kriegt aber harte Konkurrenz aus Weißrussland: von Sergeij Wiasowitsch im MAZ. Der rote Riese ist quasi ein Nachbau des Kamaz, zumindest bei den Aufhängungen und den Schweißnähten am Aufbau. Darauf haben die Minsker erstmals eine Hauber-Karosserie gesetzt. Und der Motor ist anders: Der Buggyra im MAZ verfügt noch über Pumpe-Düse-Einspritzung, der Cummins im Kamaz schon über eine Commonrail. Weil aber bei Kamaz intern immer an den Cummins-Aggregaten herumgetunt wird, haben die Russen den Turbodieseln eine Unzuverlässigkeit eingebaut, welche die Buggyra in den MAZ nicht haben.

Und Wiasowitsch gilt als der unerschrockenste, mutigste und draufgängigste Hund im ganzen Lkw-Biwak. Wenn er ins Ziel kommt, dann ganz vorn. Wenn nicht, dann hat er seinem Sportgerät meistens erheblichen Schaden zugefügt. Der explosive Russe ist einer der Akteure, auf der wir bei der Dakar 2020 genau achten sollten.

Ein anderer Hauptdarsteller dagegen fehlt: Gerard de Rooy laboriert an den Folgen eines Leistenbruchs und darf nicht fahren. Damit brechen dem Kultteam vom Großspediteur gleich zwei fahrerische Eckpfeiler weg: Neben de Rooy kann auch Ton van Genugten nicht antreten, der in den vergangenen beiden Jahren mit einer unbekümmerten Leichtigkeit zu der Entdeckung der Lkw-Sparte schlechthin geworden war. Van Genugten baut gerade ein Haus, da braucht er alles Geld, das finden kann – und kann keine Mitgift an das de Rooy-Team überweisen.

So sind nun Janus van Kasteren und der von einem privaten Scania-Team übergelaufene Vick Versteijnen die neuen Speerspitzen bei den Türkisen. Eine klare Nummer 1 gibt es nicht, beide seien gleich schnell, also sollte sich die Hackordnung im Team erst während der Rallye herauskristallisieren, hat Gerard de Rooy mir kurz vor Neujahr – und kurz vor seiner Abreise – noch verraten.

Einen dritten Iveco-Hauber – de Rooy nennt sie Torpedo – steuert Albert Llovera, ein querschnittsgelähmter ehemaliger Skirennfahrer aus Andorra. Die ganze Geschichte von Llovera steht in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift PITWALK des Jahrgangs 2019. Denn Llovera ist genau so ein Held des Motorsports wie Alessandro Zanardi, deswegen haben wir ihn in dem betreffenden Heft in einen Kontext mit Zanardi gesetzt – und auch mit Iside Esteve, einem Motorradfahrer, der nach einem Crash bei einer Marathonrallye querschnittsgelähmt ist und seither in einem umgerüsteten BMW X5 Wüstenrallyes fährt.

Die Geschichte ist echt lesenswert. Zumal die Technik, die Llovera im de Rooy-Truck hat, dieselbe ist wie für Zanardi und Esteve – mit zwei Ringen hinterm Lenkrad zum Bremsen und Gasgeben.

Und die Geschichte vom Februar 2019 in der Zeitschrift PITWALK zeigt auch, wo die behindertengerecht umgebauten Boliden ihre Chauffeure an deren Grenzen treiben. Llovera, beteuert de Rooy, sei genau so schnell wie van Kasteren und Versteijnen. Aber fraglich bleibe, ob die Kondition reiche, die Belastungen eines ganzen langen Rallyetages auszuhalten, ohne gegen Abend jeweils abzubauen und dann auch Zeit zu verlieren.

Und bei Reifenschäden ist Llovera sowieso verratzt. Denn ein Reifenwechsel dauert locker doppelt so lange wie bei gesunden Teilnehmern. Weil man ihn erst aus dem Cockpit hieven muss – und er auch dann in seiner Beweglichkeit noch so eingeschränkt ist, dass er seinem Mechaniker und Beifahrer bei den riesigen Reifen nicht so unter die Arme greifen kann wie ein Fahrer im Vollbesitz seiner Beweglichkeit.


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