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22.02.2019

Wundern in der Wüste


Es ist jedes Jahr wieder das gleiche Elend. Kaum ist die Rallye Dakar vorbei, verschwindet der Marathonrallyesport wieder in der Versenkung. Dabei geht der Weltpokal für Autos gerade in diesen Tagen los – mit der Marathonrallye von Katar, einer durchaus attraktiven Veranstaltung auf dem kleinen Wurmfortsatz, der als Halbinsel vor der Küste Saudi-Arabiens in den Persischen Golf ragt.

Auf dieser Landzunge finden sich – ganz ähnlich wie auf der benachbarten Insel Bahrein – verschiedene Untergründe: Stein- und Geröllwüsten hauptsächlich, aber auch ein paar eingestreute Dünenfelder. Dass die Rallye ihr Biwak nur in Doha aufschlägt und der Tross von dort aus fünf Tage auf bestenfalls teilverschiedenen Routen unterwegs ist, tut dem Reiz der Veranstaltung keinen Abbruch.

Wir kümmern uns mit täglichen PITCAST-Folgen – also Podcasts der Zeitschrift PITWALK – um das Geschehen in Doha. Die Folgen findet Ihr jeweils im PITCAST-Untermenü Drivers, Start Your Engines. Nur montags nicht, denn da steht zusammen mit der NASCAR das übliche Racing Round-Up an.

Die PITCAST-Episoden sind so ziemlich die einzigen Medienformate im deutschsprachigen Raum, die sich um den Marathon-Weltpokal kümmern. Das ist einerseits gut so, denn Ihr – unsere Magazinleser und Internetuser – zeigt Euch alljährlich wieder begeistert von der Rallye Dakar, und die Faszination dieser so ungewöhnlichen Motorsportsparte möchten wir gern mit rüberretten ins Restjahr. Aber oft bleibt es bei guten Vorsätzen, weil ab April andere Themen und Rennen in den Vordergrund drängeln.

Das müssen auch die Aktiven im Rally Raid-Sport schmerzlich erfahren. Bei KTM denkt man hinter den Kulissen sehr ernsthaft darüber nach, die WM-Aktivitäten von KTM und der Schwestermarke Husqvarna zu stoppen – weil sie einfach viel zu wenig öffentliche Resonanz hervorrufen. Wenn sich an der Präsentation und Vermarktung der Marathon-WM nichts ändere, heißt es aus Mattighofen, konzentriere man sich künftig ausschließlich auf die Rallye Dakar, denn die bringe so viel Öffentlichkeit wie die ganze WM zusammen nicht.

Dabei hat die Rally Raid-Szene bei den Zweiradlern sogar noch offiziellen WM-Status. Bei den Autos ist sie lediglich ein Weltcup, und deren Dachverband FIA hat 2019 auch einen zweiten Weltpokal für die kürzeren, kompakteren Bajas abgespalten – sodass es jetzt drei Formate gibt, plus die offenen Veranstaltungen wie die Rallye Seidenstraße, China oder Dakar, die auf Einladungsbasis funktionieren. Wobei die Seidenstraße heuer dann für Motorräder doch erstmals wieder zur WM zählt.

Kurz und gut: Da blickt kein Mensch mehr durch.

Und mit dieser Zerfaserung kriegt man den Sport auch nicht aus seiner Talsohle geholt.

Warum folgt man nicht dem Dakar-Vorbild und wirft Motorräder und Autos bei gemeinsamen Veranstaltungen in ihre jeweiligen WM- oder -Weltpokalläufe? Statt für beide Fahrzeuggattungen eigene Rallyes auszurichten?

Die Dakar etwa bezieht einen Großteil ihrer Faszination aus der Mischung von Autos, Motorrädern und Lkw. Die eine Sparte bereichert nicht nur die andere, sie befruchtet sie auch: Fans der Autowertung werden auf die Biker aufmerksam und andersrum. Das ist nicht nur aus Liebhabersicht spannend – sondern auch für den Marketinggedanken, der heutzutage ja über allem stehen soll: Plötzlich wird ein Freund von Offroad-Autos und -Abenteuern möglicherweise zum potenziellen Kunden von KTM statt BMW, weil er sich vom Abstrahleffekt der Motorradwertung in seinem eigentlich automobil geprägten Interessensgebiet anstecken lässt.

Der Weg liegt so nahe. Man müsste nur die Eitelkeiten zwischen den verschiedenen Ausrichterverbänden und -ebenen überwinden. Dann hätte man plötzlich einen Hammermotorsport, der für die Zwei- und Vierradfraktion eine echte Bereicherung wäre.


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