02.01.2022
Die Klamotten sind klamm und muffig. Die Feuchtigkeit ist fieskalt bis in die Knochen gezogen. Schon vor der ersten echten Etappe der Rallye Dakar werden die Mechaniker vieler Teams, aber auch viele Privatfahrer aufs Äußerste geprüft.
Denn das Wetter in der Wüste von Saudi-Arabien ist auch nicht besser als zum Jahreswechsel in Deutschland. Am Neujahrsabend zog eine Gewitterfront über das Biwak in Ha'il hinweg, Wassermassen ergossen sich nieder – sodass jene Zelte, in denen viele Mechaniker schlafen müssen, völlig durchtränkt waren. Wer konnte, verzog sich über Nacht in die Sattelschlepper und Lkw der Teams, die sonst auf der Serviceroute neben den eigentlichen Wertungsprüfungen herfahren und als rollende Material- und Ersatzteillager dienen. In der ersten echten Dakar-Nacht wurden sie zu Wohnmobil-Massenschlafsälen umfunktioniert.
Als die Mechaniker sich morgens aus den klammen Schlafsäcken schälen, ist es immer noch 12 Grad kühl. Auf den Öl- und Arbeitsmatten im Biwak haben sich Wasserlachen gesammelt. Nasser Al-Attiyah, der Gesamtführende, macht sich sogar mit einer Uschanka auf in die Verbindungsetappe zum Start der Speziale – einer dicken russischen Fellmütze also. Die ersten Autos spritzen meterhohe Fontänen hoch, als sie morgens in die Etappe schießen. Erst im Laufe des Vormittags reißt der Himmel auf – und ermöglicht jene Bedingungen, die man in einer Nahost-Wüste eigentlich erwartet.
Auf dem Programm steht eine 333 Kilometer lange Schleife in die Wüste östlich von Ha'il hinein. Dort sind die Dünen für arabische Verhältnisse ganz besonders geformt. Warum und wie – das steht in der großen Rallye Dakar-Vorschau in der neuen Ausgabe der Zeitschrift PITWALK https://shop.pitwalk.de/magazin/102/ausgabe-64?c=6. Jedenfalls muss man heute völlig anders durch den Sand pflügen als in den kommenden Tagen, auch die Fehlerquellen sind ganz und gar unterschiedlich gelagert: tiefe, aber kleine Sandpfannen lauern zwischen den Dünettchen, sie können Autos und Motorräder fast im Ganzen verschlingen, auf jeden Fall aber abrupt abbremsen und so in eine brutale Rolle vorwärts beziehungsweise den Fahrer in einen Highsider werfen.
81 Prozent der Prüfung führen über Sand, aber lediglich vier Prozent über richtig hohe Dünen – der Rest sind die schnellen, wogenden Dünettchen mit den fiesen Fallen dazwischen; 14 Prozent führen über Mutterboden. Asphalt und Felsen kommen nicht vor.
Damit ist der Tag heute wie maßgeschneidert für die T1+-Allradler von Hallspeed-Toyota und Prodrive. Die Audi werden dagegen schon früh mit ihrem aufwändigen Energiemanagement zu kämpfen haben.