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02.01.2022

In die Irre geführt


Das ist der neuralgische Punkt, der so viele Fahrer auf der ersten langen Etappe der Rallye Dakar in die Irre geführt hat. Bei Roadbook-Kilometerangabe 257,58 zeigt die ergänzende Randnotiz, man möge dem Kompassgradmaß im Schnitt um etwa 10 Grad nachfahren, um auf einer Hauptspur zu bleiben. Dieser Weg sei der richtige.

Doch in der kniffligen Stelle wanden sich mehrere unterschiedliche Spuren, Pfade und Wege durch ein dicht mit Kamelgras bewachsenes Areal. Fast alle Spuren mäanderten zwischen Steinen und Vegetation hindurch, auch zwischen kleinen Dünettchen. Deswegen fiel es schwer, den im Roadbook gemeinten Hauptweg überhaupt zu finden.

Wer sich dann auf der richtigen, weil am dicksten ausgefahrenen Spur wähnte und der Zehngradangabe im Roadbook folgte – der wurde durch die eingeschlagene Richtung immer weiter ostwärts vom eigentlichen Hauptweg weggedriftet. So weit, dass man letztlich sogar ein Gradmaß von 300 bis 340 Grad einschlagen musste, um überhaupt wieder auf die richtige Spur zu gelangen.

Genau auf dieser Route befand sich ein versteckter Wegpunkt, der anzufahren war. Das gelang nur, wer die richtige Richtung stoisch beibehielt. WIe etwa Nasser Al-Attiyah, dessen Co. Mathieu Bäumel sich nicht aus der Ruhe bringen ließ – und der, so heißt es inzwischen im Biwak von Ha'il, auf der Neutralisation der WP von Overdrive die Info bekommen hätte, sich bei Kilometer 257 an das Gradmaß 260 zu halten. Das sei die richtige Richtungsangabe und Gradzahl dazu an der betreffenden Stelle gewesen.

Unter denjenigen, die sich an der heiklen Stelle nicht verfranzten, war auch Sébastien Loeb – der sich zu diesem Zeitpunkt einfach ans Heck des Katari geklemmt hatte, nachdem der ihn vorher auf der Speziale überholt hatte. So holte der Elsässer im Prodrive-Allradler Tagesrang 2 hinter Al-Attiyah. Ebenfalls clever durch kamen Tim und Tom Coronel, die sich an einem Hubschrauber orientierten, von dem Co. Tom mit entwaffnender Logik meinte: Wo der fliegt, muss ja die richtige Piste sein – sonst würde er da ja nicht rumschwirren.

Andere Fahrer wie Brian Baragwanath und Carlos Sainz – gestern noch Dritte und Zweite – ließen sich irrleiten und drehten auf der Suche nach dem Versteckten Wegpunkt große Kreise. Der Südafrikaner steckte schließlich sogar auf, drehte bei und verpasste den Wegpunkt – nahm also eine Strafviertelstunde in Kauf, um irgendwann wieder aus dem Tal raus und zum Biwak zu kommen.

Coronel, Baragwanath und Timo Gottschalk, der Co. von Naviopfer Kuba Przygonski, schildern in der heutigen Episode der Podcastreihe Daily Dakar sehr genau und in eigenen Worten, was an dieser heiklen Stelle exakt das Problem war.

Century und auch Audi überlegen jetzt, einen Protest gegen die Wertung der Etappe einzulegen. Ihrer Ansicht nach sei klar erwiesen, dass das Roadbook fehlerhaft sei und die Ursache für den Verhau beim Veranstalter liege. Der solle nun die Wertung des Tages so modifzieren, dass die Etappe bei Kilometer 240 gewertet wird – vorzeitig abgebrochen beim letzten Kontrollpunkt vor der strittigen Passage.

Man hat 24 Stunden nach Zieleinlauf einer Etappe Zeit, den Protest samt Begründung ausformuliert einzulegen.

Erfahrungsgemäß haben solche Einsprüche gegen Navifallen allerdings kaum Erfolgsaussichten. Rallyeleiter David Castera hat denn auch schon beschieden: Die einzige Möglichkeit für Sven Quandt, den Chef von Audis Einsatzteam, und Century-Boss Julien Hardy sei es, eine Übereinkunft mit Hallspeed-Toyota und Prodrive zu finden, nur dann könnten die Funktionäre überhaupt noch etwas am Casus Navigati machen.

Das herbeizuverhandeln aber schien in etwa so wahrscheinlich wie ein Weihnachtsbaum im Osternest.

Und in der Tat stimmte Hallspeed-Toyota – anders als Prodrive – einem Kompromiss am späten Abend nicht zu. Begründung von Teamchef Glyn Owen Hall: Nasser Al-Attiyah würde ihn sonst womöglich umbringen…


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