13.01.2021
José Ignacio Cornejo liegt reglos auf der Etappe. Der Führende in der Motorradwertung ist das bislang letzte Sturzopfer in einer Dakar, die an der Spitze von Tag zu Tag brutaler wird. Auf dem Weg von Neom nach Al Ula fällt der Chilene – und verliert das Bewusstsein.
Als er wieder zu sich kommt, klettert er auf seine Maschine – kann aber, nach eigener Erinnerung am Abend im Biwak, nur noch im Schneckentempo fahren, weil die Honda schief und krumm ist vom Einschlag in dem felsigen Gelände.
Cornejo sagt, er hätte sich gefühlt, als sei er vor einen Zug gelaufen. Weil die Benommenheit auch im Ziel nicht besser werden will, geht er vorsorglich zum Arzt – und entscheidet dann, er wollte so einen heftigen Schlag auf den Kopf lieber gründlich untersuchen lassen. Deswegen scheidet er aus der Rallye aus – um in Ruhe zu guten Ärzten gehen zu können.
Teamkollege Joan Barreda war bei einem schweren Sturz am Dienstag ebenfalls bewusstlos liegengeblieben, bleibt aber in der Rallye. Heute, so sagt er abends, hätte er sich schon wieder berappelt – und schnell genug fahren können, um hinter Ricky Brabec Tageszweiter werden können.
Brabec gewinnt die Etappe eher versehentlich. Bis Kilometer 80 leistet Honda-Teamkollege Kevin Benavides Führungsarbeit. Dann verheddert er sich in der Navigation, sodass Brabec ihn ein- und auf der Strecke überholt.
Der Amerikaner grübelt auf dem Bike hin und her, wie er mit der neuen Ausgangslage umgehen soll. Denn er will eigentlich tunlichst nicht den Tag gewinnen – weil er dann am Tag drauf die allseits gefürchtete Königsetappe der ganzen Rallye eröffnen muss und dabei unweigerlich viel Zeit verliert. Allerdings traut Brabec sich auch nicht, sechs Minuten zu bummeln oder gar stehenzubleiben, um so absichtlich hinter den Tagessieger zurückzufallen. So viel Zeit einzubüßen, kommt ihm fahrlässig vor.
Alos lässt er sich zum Sieg treiben – und muss nun am Monstertag als Erster in die Spur. Vor Barreda, Benavides, dem Sensations-KTM-Privatier Skyler Howes und Matthias Walkner.
Im Kampf um den Sieg spielen von diesem Schwarm nur Benavides und Barreda eine Rolle, Benavides liegt in der Gesamtwertung knapp auf Platz 1. Sam Sunderland, das einzige KTM-Eisen im Feuer des Honda-Quartetts, könnte so auf der Königsetappe zum großen Nutznießer werden: Der Südengländer geht am Donnerstag als Achter in die Loipe; in der Gesamtwertung hat er als Drittplatzierter 10 Minuten Rückstand auf Barreda.
Die kann er allein schon wegen der Startreihenfolge und der Intervalle, in denen die Biker in die Etappe geschickt werden, zufahren.